Interview des Monats: Malte Borchardt im Gespräch mit Michael Stechert, Leiter der DDIM-Geschäftsstelle

Alles andere als Karneval wäre hier die falsche Antwort!

Autor: Malte Borchardt

Köln, 16. September 2019

Malte Borchardt: Hallo Herr Stechert, herzlich willkommen in der Welt des Interim Managements. Sie sind jetzt knapp über ein Jahr bei der DDIM. Wie war der erste Eindruck, wie der zweite, wie sieht es heute aus?

Michael Stechert: Ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas skeptisch war, ob ein Verband dieser Größe für mich der richtige ist. Bei meinem alten Arbeitgeber waren es immerhin ca. 200.000 Mitglieder. Nach Antritt war ich dann aber sehr überrascht von der hohen Professionalität der Geschäftsstelle, den Vereinsstrukturen und den Gesamtprozessen in der DDIM. Dieser Eindruck hat sich nach einem Jahr definitiv verfestigt. Großartig ist, dass man trotzdem immer noch weiter an den Stellschrauben drehen und Dinge optimieren kann.

Malte Borchardt: War denn das „Wasser kalt“, wie man so schön sagt? Neuer Job, neuer Arbeitgeber, neue Stadt und eine neue Branche?

Michael Stechert: Es war schon sehr frisch. Aber ich wusste ja vorher, was mich ungefähr erwartet. Das Briefing durch den Vorstand war sehr umfassend und ich hatte ein gutes Bild von der Situation.

Malte Borchardt: Als Sie anfingen, stand gleich die Vorbereitung des Kongresses auf der Agenda. Frau Dr. Strack sagte dann auf dem Kongress, Sie hätten diese Feuertaufe bestanden. Was haben Sie aus dem ersten Kongress gelernt, was ist dieses Mal anders, was sind vielleicht sogar die Ideen für die nächsten Jahre?

Michael Stechert: Zunächst nochmals vielen Dank für das Lob. Das freut einen und motiviert für die nächsten Aufgaben! Wenn man mit Blick von außen keine gravierenden Fehler gefunden hat, lief zumindest alles richtig. Ein paar Kleinigkeiten kann man sicher immer besser machen. Wir haben nach dem letzten Kongress das Feedback intensiv ausgewertet und auch an einigen Punkten nachgebessert. Vom Grundsatz her verfahren wir in diesem Jahr nach dem Motto „Never change a running system“. Das heißt jedoch nicht, dass es künftig keine Veränderungen geben wird.

Aktuell sind wir in Gesprächen mit dem Anbieter unseres CRM Systems, ob wir das Ticketing für Folgeveranstaltungen nicht selbst übernehmen können. Das würde eine deutliche Einsparung bei den Kosten bedeuten. Auch das Format des Kongresses steht natürlich jährlich auf dem Prüfstand. Hier würden wir jedoch nie über den Willen der Teilnehmer hinweg entscheiden. Deshalb ist das Feedback nach der Veranstaltung für uns so wichtig.

Malte Borchardt: Ja, da haben Sie recht. In den Rückmeldungen stecken oft wichtige Hinweise. Nochmals konkret zur Verbandsarbeit bzw. zum Unterschied zw. ca. 200.000 und nun ca. 500 Mitgliedern: Was ist anders, was ist gleich? Was sind Dinge, die Sie übertragen konnten oder auch noch wollen?

Michael Stechert: Anders ist definitiv der Bereich der hauptamtlichen Unterstützung. Beim alten Arbeitgeber hatte die Geschäftsstelle über 250 Mitarbeiter. Da gab es Spezialisten für alles. Hier besteht die Geschäftsstelle aus fünf Personen, von denen jeder alles können muss. Das ist etwas überspitzt, macht es aber recht anschaulich. Man kann aber natürlich für die Verbandsarbeit einiges adaptieren. Mein ehemaliger Verband, bei dem ich nach wie vor Mitglied bin, existiert seit über 60 Jahren. All die Eventualitäten, die irgendwann einmal auftreten könnten, sind dort schon einmal passiert. Deshalb gibt es für alles auch Vorkehrungen. Das hilft mir natürlich auch im Hinblick auf die DDIM sehr weiter, denn auch wir sind letzten Endes nichts anderes als ein Verein.

Malte Borchardt: Wie entwickelt sich denn der Verband intern? Das Team, die Geschäftsstelle? Vor einem Jahr waren Sie und Frau Stabenow alleine. Wie sieht das heute aus?

Michael Stechert: Aktuell besteht die Geschäftsstelle aus fünf Personen. Neben unserer langjährigen Mitarbeiterin, Frau Stabenow, haben wir noch Frau Wilken für die Buchhaltung und zwei Werkstudenten an Bord. Vanessa Kaymaz unterstützt uns im Bereich Homepage und PR und Pascal Schmitz bearbeitet unser CRM-System. Es wäre natürlich immer schön, mehr Personal zu haben, wir müssen aber ganz genau hinschauen, was wir uns mit Blick auf die Verbandsentwicklung leisten können – und wollen.

Malte Borchardt: Ein Verband lebt natürlich auch von und mit seinen Mitgliedern. Wie sieht hier die Zusammenarbeit aus mit Mitgliedern und den Fachgruppen, dem Vorstand, den Partnern oder auch der Politik? Gibt es Besonderheiten oder auch besondere Highlights, auf die Sie auch etwas stolz sind?

Michael Stechert: Hier gibt es eigentlich keine Unterschiede zu meiner letzten Aufgabe. Wir sind als hauptamtliche Mitarbeiter eines Vereins angestellt. Wir finanzieren uns aus Mitgliedsbeiträgen. Da ergibt sich der Auftrag der Geschäftsstelle in der Zusammenarbeit von ganz allein. Wir sind für unsere Mitglieder da und unsere Mitglieder haben einfach einen Anspruch und ein Recht auf den bestmöglichen Service. Wenn wir das nicht leisten können und wollen, läuft etwas falsch.

Ich bin tatsächlich sehr stolz darauf, dass der Kongress im letzten Jahr so reibungslos lief. Die Veranstaltung hat mir im Vorfeld schon die ein oder andere schlaflose Nacht beschert.

Malte Borchardt: Gibt es Dinge, die Sie schon gerne umgesetzt hätte?

Michael Stechert: Ich muss zugeben, dass ich das neue Mitgliederportal gerne etwas schneller eingeführt hätte. Unser aktueller interner Bereich ist zwar funktional okay, aber meiner Meinung nach optisch und technisch einige Jahre zu alt. Leider musste ich feststellen, dass bei einer Umstellung doch mehr Dinge zu berücksichtigen sind, als auf den ersten Blick zu erkennen waren.

Auf meiner Agenda stehen dann auch

  • die Umstellung und Aktualisierung des interner Mitgliederbereiches,
  • die kostenneutrale Kongressgestaltung sowie
  • das qualifizierte und gesunde Wachstum der DDIM weiter vorantreiben.

Wenn diese drei Punkte funktionieren, kommt die weitere Professionalisierung und der Ausbau weiterer Strukturen in der Geschäftsstelle von ganz allein. Und damit erhöht sich automatisch der Service für die Mitglieder.

Malte Borchardt: Wir sind fast am Ende des Interviews angekommen. Wenn Sie „drei Wünsche frei“ hätten, was würden Sie anstellen?

Michael Stechert: Ich würde mir wünschen, dass die DDIM in der Branche weiter oder noch mehr anerkannt wird als die Branchenvertretung für professionelles Interim Management. Dazu gehört zum einen das Selbstverständnis potenzieller Mitglieder, dass eine Mitgliedschaft schlichtweg dazu gehört. Auf der anderen Seite aber auch die Kenntnis darüber, dass wir ein Verein und damit eine Solidargemeinschaft sind, die davon lebt, was ihre Mitglieder einbringen.

Malte Borchardt: Abschließend die Frage zu Ihrer Motivation. Berlin, Köln, Karneval und Radfahren. Was treibt der Herr Stechert „neben der DDIM“?

Michael Stechert: Alles andere als Karneval wäre hier die falsche Antwort. Das Interview könnten ja auch Leute aus meinem karnevalistischen Umfeld lesen … Spaß beiseite, die Entscheidung für Köln war schon gut durchdacht und auch wohl überlegt. Meine Frau und ich haben hier einen großen Familien- und Freundeskreis. Zudem sind wir beruflich sehr zufrieden und beide in unseren Hobbies – Sport und Karneval – fest eingebunden. Somit haben wir hier auch eine hohe Lebensqualität, die wir in dieser Form in Berlin nicht hatten.

Malte Borchardt: Vielen Dank für Ihre Zeit und die Antworten. Weiterhin viel Erfolg und auch jetzt schon alles Gute für den Kongress!

Über Michael Stechert

Michael Stechert (Jahrgang 1977) leitet seit August 2018 die Geschäftsstelle der DDIM in Köln. Aus seiner vorherigen Tätigkeit für die größte Interessenvertretung der Menschen in der Bundeswehr, dem Deutschen Bundeswehr Verband, bringt er umfangreiche Erfahrung in administrativen und organisatorischen Belangen des Verbändewesens sowie der Tagungsorganisation mit. Über acht Jahre lang war er als Landesgeschäftsführer für die rund 30.000 Verbandsmitglieder in den fünf neuen Bundesländern und Berlin zuständig. Von Berlin aus organisierte er Kongresse als Delegierten- und Mitgliederversammlungen, öffentlichkeitswirksame Auftritte des Verbandes als Aussteller, sowie Roadshows. Zu dieser Tätigkeit kam er gegen Ende seiner 12-jährigen Dienstzeit als Offizier des Truppendienstes in der Bundeswehr, zu der er sich direkt im Anschluss an sein Abitur 1995 verpflichtete.

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